Wachsame Augen


Milton Buki, 1909 im heute polnischen Drobin geboren, wurde Mitte Dezember 1942 mit seiner gesamten Familie aus dem Ghetto Mława/Wojewodschaft Warschau nach Auschwitz-Birkenau deportiert. Der von der SS euphemistisch als Kriegsgefangenenlager bezeichnete Ort hatte seit Mitte 1942 vier Krematorien mit Gaskammern, in denen die in industriellen Maßstäben aufgezogene Vernichtung der Menschen stattfand. Milton Buki wurde als Häftling Nummer 80.312 registriert und dem Birkenauer „Sonderkommando“ zugeteilt, also jener Gruppe von Häftlingen, die die Leichen ermordeter Menschen aus den Gaskammern zu den Verbrennungsöfen oder -gruben bringen und die Opfer verbrennen mussten. Die dem Sonderkommando zugeteilten Häftlinge waren in einem abgesonderten Block in Birkenau und auf den Dachböden von Krematorien untergebracht. Sie galten als ‚Geheimnisträger‘, deren Leben auf Grund ihres Wissens um die Verbrechen verwirkt war. Deshalb ermordete die SS die Mitglieder des Sonderkommandos in unregelmäßigen Zeitabständen.

Zu den Vernichtungsorten gehörte das Rote Haus oder Bunker 1, ein umgebautes Bauernhaus mit zwei Gaskammern für 800 Opfer, sowie ein weiteres Bauernhaus, Bunker 2 mit vier Gaskammern für 1200 Opfer. In den von der SS als Leichenkeller bezeichneten Gaskammern wurden die Opfer mittels Zyklon B vergast. Es gab gasdichte Türen mit einem Guckloch. Neben den Häusern wurden Baracken errichtet, in denen sich die Opfer vor ihrer Ermordung entkleiden mussten. Die Toten wurden in Massengräbern verscharrt oder in Gruben verbrannt. Dazu wurden die Leichen auf Loren von den Gaskammern zu den Verbrennungsgruben oder in Krematorien gefahren.

Seit Sommer 1943 arbeitete Milton Buki in den von Privatfirmen errichteten Krematorien, die dazu dienten, verstorbene und getötete Lagerinsassen beseitigen zu können. In Auschwitz gab es bis zu fünf Öfen mit insgesamt 24 Brennkammern.

Als im Januar 1945 die Rote Armee sich Auschwitz näherte, wurde das Lager „evakuiert“ und Milton Buki auf einem Todesmarsch gen Westen getrieben.

Bei eisiger Kälte, im Schnee, schlecht bekleidet und meist ohne Proviant marschierten die Häftlinge in streng bewachten Marschkolonnen kilometerweit über die Landstraßen. Die Strapazen, die Kälte, verursachten, dass viele Häftlinge vor Erschöpfung zusammenbrachen und von der SS erschossen wurden. Tausende kamen auf diese Weise ums Leben. Milton Buki überlebte und konnte in der Nähe der Stadt Přerov/Prerau (östlich von Brno/Brünn) aus einem Transport ins KZ Mauthausen fliehen. Bis zu seiner Befreiung im Mai 1945 lebte Buki im Versteck. Er starb 1988 in Jerusalem.

Milton Buki war einer von bis zu 1.500.000 allein in Auschwitz, einer von wie vielen? Sechs Millionen? Sieben Millionen? Oder nicht doch viel mehr? Einer in einer endlosen Reihe von menschenverachtend Ermordeten und Gepeinigten. Es sind nicht nur die Leben, die vernichtet wurden, es sind auch die Seelen, die noch lange in den Überlebenden weiter leiden. Bis heute und auf unabsehbare Zeit. Das sollten wir nicht vergessen.

Q: http://www.auschwitz-prozess-frankfurt.de/index.php?id=72

Danke, dass du bis hier hin gelesen hast anstatt weg zu schauen.

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