Vielleicht waren meine Augen bislang verschlossen. Ich wusste, dass der Takt des öffentlichen Lebens zumindest gelegentlich von der Uhrzeit des Fußballländerspielanstoßes abhängt und dass die eigentliche Steuerungseinheit der männlichen Wesen oft nicht im Kopf sitzt, sondern an einer zentraleren Stelle des Körpers hängt. Nun meine ich festgestellt zu haben, dass alles noch viel umfassender ist. Heterosexuelle Paare sind scheinbar selten unter sich – selbst, wenn sie keine Kinder haben. Wohl ist es eher so, dass sie immer zu dritt unterwegs sind. Am Mittagstisch, im Kino, auf dem dem Sofa, beim Spazierengehen – immer ist er noch dabei. Immer der kleine Begleiter, der oft auch den Ton angibt. Sie und er und sein kleiner Freund. Jetzt habe ich fast fünf Jahrzehnte gebraucht, mir dem Ausmaß bewusst zu werden. Vielleicht ist es ja auch nicht wirklich immer so. Man hat ja nicht immer so tiefe Einsichten in die Beziehungen anderer. Dennoch habe ich den Verdacht, dass meine Erkenntnis sehr alt ist und nur bei mir mal wieder verdammt spät ankommt. Ist vielleicht auch besser so.