Es geht rauf und runter, hin und her in meinem Kopf, jede Nachricht bläst das Fähnchen in eine andere Richtung. Na ja, ein bisschen. Eigentlich wollte ich nur anmerken, dass es sich bei „störenden Personen“ ja im allgemeinen um junge Männer handelt – jedenfalls in meinem Leben und in meiner Wahrnehmung. Einige wahrscheinlich wenige junge Männer, die herausstechen, die nerven, die die Situation mit Aggression und Lautstärke beherrschen, die teilweise Gewalt anwenden, die eine Atmosphäre der Gefahr erzeugen. Unter diesen jungen Männern leiden vor allem andere junge Männer, die nicht so sind und Frauen, die meist auch nicht so sind. Und als ich vorhin hörte, dass vierzig Prozent der nordafrikanischen Zuwanderer binnen zwölf Monaten straffällig werden, war ich erstmal erschüttert. Als dann aber die Erkenntnis wuchs, dass sie dringend Geld brauchen, um Angehörige so schnell wie möglich ins sichere Europa schleusen lassen zu können, war auch Verständnis in mir. Womit ich natürlich nichts als entschuldigt ansehe. Aber es zeigt mir, wie komplex die emotionale Situation ist, in der ich – wie vermutlich auch die meisten anderen Menschen – stecke, am allermeisten wahrscheinlich die Flüchtenden selbst. Es wird einiges aufgewühlt in uns, vieles kommt ins Bewusstsein, vieles kommt zur Sprache, und vieles wird geklärt werden; allein dafür war es schon extrem gut, dass die Grenzen aufgemacht wurden. Ich habe den Eindruck, wir wachsen daran als Gesellschaft und vielleicht lernt auch der politische Apparat dazu, damit nicht nur individueller Einsatz das WirSchaffenDas ermöglicht, sondern auch irgendwann die Politik, und auch der Innenminister, das Notwendige tut, damit das Ziel erreicht wird. Denn dass es gemeinsam erreicht werden kann, ist weiterhin keine Frage. Es müssten nur ein paar mehr Verantwortlich am gleichen Strang ziehen. Bislang sind es vor allem Bürger, die sich persönlich mit aller Kraft einsetzen, die Situation zum besten zu wenden und – wichtig – darunter sind dankenswerterweise auch immer mehr Immigranten, die sich in berührender Weise einbringen (z.B. hier). Auch für das Recht auf Unantastbarkeit. Von Frauen. Von Männern. Von Kindern. Für das Leben. Für alle.
Eine Antwort zu “Uneingeschränkte Unantastbarkeit”
Schöner Text, schöner Gedanken – danke 🙂