Planwirtschaft


Taxi2

Manchmal werden in New York (USA) die Taxen knapp. Das passiert zum Beispiel, wenn es regnet. Man könnte nun vermuten, der Engpass entstehe, da der gemeine New Yorker und die gemeine New Yorkerin gewieft das trockene Fahrzeug dem plätschernden Weg zum nächsten Metroeingang vorzieht, um einem feuchten Anzug oder einem durchtränkten Kostümchen mit anschließendem Schnupfen zu entgehen. Und das ist sicher auch korrekt gedacht, aber auch wiederum zu kurz. Denn: es liegt auch an den Taxifahrern. Sie fahren bei Regen viel seltener. Beziehungsweise früher zurück ins gemütliche Heim. Nicht weil es dort trockener ist oder weil sie eine größere Unfallgefahr befürchten, nein, sie haben ihren Plan erfüllt, ihr Ziel erreicht. Und dann packen sie Sandwichdose und Coffee Pot und machen sich auf nach Hause. Das Ziel ist natürlich nicht, dass es endlich regnet, sondern die gefüllte Kasse. Sind die Einnahmen doppelt so hoch wie die Tagesmiete für das Fahrzeug, lassen sie den Rest der Bevölkerung im Regen stehen. Und da sich die Kassen bei Regen viel schneller füllen als bei trockenerem Wetter, entsteht die doppelt absurde Situation, dass einerseits bei erhöhtem Bedarf immer weniger Taxen unterwegs sind und andererseits schnell und leicht verdiente Dollars nicht mitgenommen werden.

Dies ist nur eines von zahlreichen Beispielen dafür, dass der sehr US-amerikanische Glaube, dass die Setzung eines klaren Zieles erfolgreicher macht, oft zu unsinnigen Situationen führt. Ob es nun den Manager trifft, der zwar wie gewünscht mit Mitte 40 seine Million zusammen hat, dafür aber keinen Kontakt mehr zu Frau und Kindern, oder die Sportlerin, die alle Rekorde gebrochen hat, aber nun ein körperlicher Krüppel ist oder auch die Mount-Everest-Besteiger, die zwar oben angekommen, dann aber vom Winde verweht nicht lebendig zurückkehrten, weil ihr Ziel ihnen wichtiger war oder sie nicht über den Tellerrand sehen wollten oder die Nebenwirkungen ihres Ziels nicht mitbedachten. Ein Ziel erreichen heißt oft, sich einseitig entwickeln und nicht als ganzer Mensch voran kommen. Der Grund dafür scheint oft die Angst vor der Ungewissheit zu sein. Das Ungewisse scheint oft so unerträglich, dass man sich lieber an einem Plan entlang hangelt. Egal, wie hoch die persönlichen Kosten ausfallen. So scheint es den Taxifahrern lieber, sie lassen täglich ihren festen Plan ablaufen, anstatt flexibel darauf zu reagieren, was denn wohl geschehen mag, wenn sie mal weiterfahren.

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