Vor 77 Jahren flammte und klirrte es, nicht nur die Synagogen brannten – der Anfang der systematischen Ausrottung eines Volkes war gemacht. Was daraus wurde, wissen wir alle – oder vielleicht auch nicht, denn wie ich im Radio hörte, haben Jugendliche heute meist keine klare Vorstellung mehr von dem, was das Wort Auschwitz beinhaltet. Und wenn man die Meinungen einiger MitbürgerInnen hört, so scheint auch bei ihnen das eine oder andere in Vergessenheit geraten zu sein …
Damals wie heute brachten Terror und Verfolgung die Menschen zur Flucht – und damals wie heute fanden sie oft genug kein Ziel, keine Aufnahme. Vielen von ihnen – 5-6 Millionen – blieb nichts als Tod und Vernichtung.
Die Schuld verjährt nicht – weder jene derer, die zur Vernichtung des jüdischen Volkes angesetzt haben, noch die derjenigen, die ihnen keine rettende Heimat boten. Auch heute ist die westliche Welt im Wesentlichen mit verantwortlich für die vielen Gründe, die die Menschen aktuell aus ihrer Heimat in unser Land oder in die unserer Nachbarn treiben. Wir sind dafür verantwortlich, dass sie keine andere Wahl haben. Es ist wahr, keiner will diese Flüchtlingsströme: die Bevölkerung nicht, die Politiker nicht, selbst die Flüchtlinge nicht. Alle, wirklich alle wären glücklicher, wenn es die lebensnotwendige Flucht nicht geben müsste. Aber wer ein Kind ins Wasser fallen lässt, sollte sich nicht beschweren, wenn es dann anfängt zu schreien. Ein wenig zusammenrücken könnte uns allen gut tun. Und eng ist es noch nicht geworden, soweit ich das beurteilen kann – außer vorübergehend in ein paar Turnhallen.